Ende der Negativzinsen in Sicht – Hype-Aktien fallen

Dass es bei Verlautbarungen von Notenbanken peinlich genau auf die Wortwahl ankommt, ist bekannt. Dass so etwas über einen Blogbeitrag der EZB erfolgt, ist neu: „Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu stoppen“, hieß es am Montag von Christine Lagarde. Und schon in der Juli-Sitzung wird der erste Zinsschritt „nach oben“ erwartet – nach inzwischen 11 Jahren und von einem negativen Niveau bei minus 0,5 Prozent. Die Notenbank reagiert also auf die Inflation, was den Euro-Kurs nach seinem Weg zur Parität zum US-Dollar erstmal stoppen lässt. 

Aber die Börsen vermissen das billige Geld bereits jetzt und spüren, dass die Verbraucher bei allgemein steigenden Preisen sparsamer werden. Insbesondere solche Unternehmen, die ihr rasantes Wachstum zu extrem niedrigen Zinsen finanziert haben, stehen vor der Bewährungsprobe, ob das innovative Business-Modell wirklich tragfähig ist. Prognosen für die zukünfige Geschäftsentwicklung fallen inzwischen deutlich bescheidener aus und diese Nachrichten werden vom Markt brutal abgestraft. Bei den Hype-Aktien, die vor einem Jahr noch in Anlegermagazinen und auf Social Media-Kanälen gefeiert wurden, herrscht Katerstimmung und mehr als ein Dutzend davon notieren inzwischen 80 Prozent oder mehr unter ihren 2021er Rekordhochs.

Wirtschaft und Börse verlaufen nunmal in Zyklen. Doch wann die Stimmung nachhaltig dreht, ist schwer vorherzusagen – aber die Zeichen mehren sich.

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Newsletter vom 25. Mai 2022

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow