Frankreich lockert Corona-Beschränkungen – wirtschaftlicher Aufschwung voraus

In Frankreich hat die wirtschaftliche Dynamik nach einem im europäischen Vergleich relativ heftigen Einbruch im Jahr 2020 um 8,3 Prozent zuletzt deutlich zugelegt. Anders als für die gesamte Eurozone und Deutschland konnte im ersten Quartal ein positives Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,4 Prozent (im Vergleich zum Vorquartal) vermeldet werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für das gesamte Jahr 2021 ein Wachstum in Höhe von 5,8 Prozent und für das kommende Jahr 4,2 Prozent und damit ebenfalls mehr als für die gesamte Eurozone (4,4 bzw. 3,8 Prozent).

Dabei profitiert auch die französische Industrie bereits seit Monaten von einer starken Exportnachfrage aus China. Perspektivisch wird zudem die Nachfrage der wichtigsten Exportabnehmer Frankreichs, Deutschland (14 Prozent der französischen Exporte in 2019), der USA (8,5 Prozent) und Italien (7,6 Prozent) aufgrund der in den jeweiligen Volkswirtschaften absehbar ebenfalls sehr dynamischen Erholung zunehmen.

Die Ende April von Staatspräsident Macron angekündigten sukzessiven Öffnungsschritte (u.a. erfolgte per 19. Mai eine weitgehende Aufhebung von Einschränkungen für den Einzelhandel und die Gastronomie im Außenbereich) sehen bis Ende Juni auch die Beendigung von Ausgangsbeschränkungen vor. Damit stehen die für etwa 15 Prozent der gesamten französischen Wertschöpfung stehenden, besonders von den Corona-Restriktionen betroffenen Dienstleistungssegmente des sozialen Konsums, u.a. Beherbergung, Gaststätten und Einzelhandel, vor einer deutlichen Erholung.

Das größte Risiko für die Wirtschaft bleibt kurzfristig ein erneuter Rückschlag bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, etwa durch das Auftreten von durch Virus-Mutationen entstehenden Corona-Varianten, gegen die vorhandene Impfstoffe weniger wirksam sind.

Mittelfristig werden zudem politische Entwicklungen in Frankreich wieder mehr Beachtung finden. Zunächst stehen im Juni 2021 Regionalwahlen an, die als Stimmungstest für den Präsidenten und seine Partei gelten. Im Frühjahr 2022 finden dann Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Aus heutiger Sicht ist erneut Marine Le Pen die wichtigste Herausforderin Macrons mit guten Chancen auf den Sieg. Sollte sich ein Machtwechsel abzeichnen, wäre an den Kapitalmärten zumindest mit zwischenzeitlichen Verunsicherungen zu rechnen.

Bis dahin aber bleiben die Perspektiven für französische Aktien analog der Situation in der gesamten Eurozone positiv. Wirtschaftlicher Aufschwung und anhaltend niedrige Zinsen unterstützen generell reale Anlageklassen. Besonders die Schwergewichte des französischen Standardwerteindex CAC 40 aus den Branchen Konsum dürften weiter vom globalen wirtschaftlichen Aufschwung profitieren.

Newsletter vom 26. Mai 2021

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

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