Rezessionswinter voraus – wie heftig wird der Einbruch?

Die konjunkturellen Perspektiven haben sich global und insbesondere auch für Deutschland zuletzt weiter eingetrübt. Eine Rezession im Winterhalbjahr erscheint unausweichlich, voraussichtlich auch in der gesamten Eurozone sowie möglicherweise in den USA. Die jüngste Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex verdeutlicht, dass die wirtschaftliche Abkühlung mittlerweile alle relevanten Sektoren der deutschen Volkswirtschaft betrifft.

Neben den angesichts stockender Lieferketten und explodierender Energie- und Rohstoffpreise schon länger eingetrübten Geschäftsaussichten der Industrie und im Bausektor, brachen zuletzt auch die Erwartungen der konsumnahen Bereiche Dienstleistungen und Handel regelrecht ein. Hintergrund ist die für die kommenden Monate absehbare Durchreichung der stark gestiegenen Energiekosten von den Versorgern an die privaten Verbraucher und Unternehmen. Schon heute sind bei hochpreisigen Gütern des täglichen Bedarfs, bspw. in Bioläden, erhebliche Umsatzeinbußen festzustellen. Entsprechend notierte der GfK-Konsumklimaindex bereits bei den letzten Veröffentlichungen auf historischen Tiefniveaus, denn die schwächeren Einkommens- und Konjunkturperspektiven der Menschen sorgen für eine weiter nachgebende Anschaffungsneigung. Hinzu kommt die Aussicht auf erstmals seit zwei Jahren wieder nennenswert zunehmende Insolvenzen, da viele Unternehmen ihre Produktion aufgrund massiv steigender Erzeugerpreise einstellen.

Wie tief der wirtschaftliche Einbruch ausfallen wird, lässt sich hingegen derzeit kaum prognostizieren. Entscheidend dafür wird sein, ob die Gasversorgung Deutschlands trotz vorerst nicht mehr zu erwartender russischer Lieferungen in den kommenden Monaten ausreicht. Neben der Angebotsseite spielt dabei insbesondere der Verbrauch eine Rolle. Sollten wir einen harten Winter bekommen und der private Gasverbrauch entsprechend hoch ausfallen, wären staatlich verordnete Rationierungen wahrscheinlicher und die Rezession dürfte tiefer ausfallen.

So oder so ist aber ab dem Frühjahr 2023 mit einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage und einem folgenden zumindest zaghaften Aufschwung zu rechnen, der an den Aktienbörsen wie immer etwa ein halbes Jahr im Voraus eingepreist werden dürfte. Wir rechnen noch deutlich vor dem Jahreswechsel mit einer Bodenbildung der aktuell überwiegend intakten Abwärtstrends vieler Aktienindizes. Anleger sollten daher konstruktiv bleiben und sich schon jetzt auf eine rechtzeitige Positionierung vorbereiten.

Newsletter vom 28. September 2022

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

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