Rückläufige Kurse in allen Assetklassen

„Schlaraffenland ist abgebrannt“ titelte jüngst der bekannte Asset Manager Star Capital in seinem Newsletter. Ganz so drastisch würde ich es nicht formulieren, aber es brennt unübersehbar auf vielen Märkten. Als Reaktion auf die höchsten Inflationsraten seit Jahrzehnten sind die Zinsen auch ohne Maßnahmen der Notenbanken bereits deutlich gestiegen und haben Aktien- und Anleihenmärkte auf Talfahrt geschickt. Selbst Kryptowährungen und Edelmetalle leiden unter den steigenden Zinsen. Griechenland meldete mit 10,2 Prozent Inflation im April den höchsten Wert seit 28 Jahren und Deutschland mit 7,4 Prozent den höchsten Stand seit rund 40 Jahren. Für die USA, Deutschland und den Rest der EU sind bis Jahresende zweistellige Inflationsraten nicht mehr auszuschließen. Und die führenden Notenbanken FED und EZB stehen eher auf dem Schlauch, als dass sie versuchen, den Brand zu löschen. Die FED hat nach langem Zögern den Leitzins um gerade mal 0,50 Prozent erhöht, das ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Frau Lagarde vertagte das Thema Zinsanhebung gleich auf den Sommer, frei nach dem Motto: „Abwarten und Tee trinken“. Sicherung der Geldwertstabilität war gestern, Klientelpolitik für hochverschuldete EU-Staaten ist heute angesagt. Denn die profitieren von hohen Inflationsraten gleich doppelt. Real sinkt der Wert der Schulden und gleichzeitig steigen die Einnahmen bei den direkten und indirekten Steuern durch anziehende Löhne und höhere Verbraucherpreise. Was will man mehr?

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Newsletter vom 11. Mai 2022

Martin Braun, Börse Hannover