Schreck lässt nach, Nachwirkungen nicht ausgeschlossen

Carsten Brömstrup

In den letzten Jahren sind wir ja an Vieles gewöhnt worden, ob nun fake news, Virus oder Krieg. Und auch dieses Mal standen wir am Rande der Klippe und mindestens ein Zeh guckte schon drüber hinweg. Nach den US-Banken kurz zuvor waren es nun die Schweizer – ja, die mit den unvergleichlichen Uhrwerken und Hustenbonbons -, die unsere Nerven strapazierten. Es muss bei der Rettung der Credit Suisse wohl wie auf der Rasierklinge rundgegangen sein. Die Schweizer Behörden standen am Wochenende massiv unter Druck, die Übernahme durch die UBS noch vor der Eröffnung der asiatischen Märkte am Montag abzuschließen. Sie mussten die Vorstände der beiden Banken dazu bringen, dem Deal zuzustimmen, um die Alternative einer von den Regulierungsbehörden geleiteten Abwicklung der Credit Suisse zu vermeiden. Dies hätte sich als langwierig und schmerzhaft für das Finanzsystem erweisen können.

Als „weißer Ritter“ für die Märkte kamen wieder einmal die Notenbanken geritten. Die US-Notenbank arbeitete mit an der Vereinbarung, weil beide Banken große Geschäfte in den USA haben. Zusätzlich zur Einfädelung des Deals haben die großen Notenbanken angesichts der jüngsten Bankenturbulenzen eingegriffen, um die Versorgung der Finanzwirtschaft mit dem Dollar zu verbessern. An der koordinierten Aktion waren die EZB sowie die Notenbanken der USA, Japans, Großbritanniens, der Schweiz und Kanadas beteiligt. Die Banken werden ab sofort vorerst täglich Dollar-Liquidität über 7-tägige Refinanzierungsgeschäfte anbieten. Dies soll bis mindestens Ende April fortgeführt werden. Meines Erachtens ist es nur so zu erklären, dass der Aktienmarkt den „sell off“ am Montagmorgen umkehren konnte. Zudem winkt die Aussicht, dass die US-Notenbank an diesem Mittwoch die Zinsen gar nicht mehr erhöht. Grund dafür ist nicht nur die Bankenkrise, sondern auch die Tatsache, dass eine Rezession mit harter Landung nun wohl kaum noch zu vermeiden sein wird. Energie- und Rohstoffpreise zeigen klar nach Süden. Die Stände von vor dem Krieg wurden bei Strom, Gas und Öl unterschritten. Es erscheint nur logisch, dass die Gesamtinflationsrate ab Mitte 2023 dramatisch fallen wird. Das könnte fast schon deflatorische Züge annehmen. In den letzten Tagen sind die Inflationserwartungen in den USA bereits stark gefallen. Ich habe den Eindruck, dass wir bereits ab dem zweiten Quartal eine Rezession in den USA mit Ausstrahleffekten auf die globale Wirtschaft durchspielen werden.

Obwohl die Geschäftsberichte und die Ausblicke der Unternehmen gerade im Euroland für 2023 bisher als solide und gut einzuschätzen sind, rechne ich nun mit Senkungen der Gewinnschätzungen, da sich die finanziellen Spielräume für viele Unternehmen einengen dürften. Auch die Trumpfkarte China spielt noch nicht so richtig mit. Von Preiskämpfen auf dem Automarkt ist z. B. zu lesen. Insgesamt können wir im 2. Quartal das Erreichen der überaus wichtigen 200-Tage-Durchschnittslinie (Chart DAX, gelbe Linie), die aktuell zumindest bei rund bei 13.900 Punkten verläuft, nicht mehr ausschließen. Das wäre jedoch allemal verkraftbar, denn aus fundamentaler Sicht halten wir gerade europäische Dividenden- und Qualitätstitel für unterbewertet und würden in einem Panik-Szenario mit hohen Volatilitäten (VDAX über 30) zu Käufen raten. Wir halten gerade die Unternehmen, die auch über eine gewisse Marktmacht verfügen, für viel besser finanziert als noch vor Jahren. In diesem Sinne behalten wir einen kühlen Kopf und bleiben aktiv dabei.


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Newsletter vom 22. März 2023

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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