So sind Sie 2024 erfolgreicher an der Börse

Hartmut Jaensch

Droht kurzfristig Gefahr? Wird das zweite Halbjahr besser als das erste? Wer sich Fragen wie diese stellt, der wird keine zufriedenstellende Lösung finden. Denn woher soll jemand heute wissen, was im zweiten Halbjahr passieren wird, geschweige denn welche Ereignisse tatsächlich noch im ersten Halbjahr Einfluss auf das Börsengeschehen nehmen.

Mittelwerte und Zufälle
Überhaupt sind Unterteilungen in Zeitabschnitte nur eine Komponente, um das Börsengeschehen zu erfassen. Dabei gibt es das typische Börsenjahr überhaupt nicht. Allenfalls lässt sich nachweisen, dass sich die Aktienmärkte in den Wintermonaten November bis April im Durchschnitt etwas besser entwickeln als in den Sommermonaten Mai bis Oktober. Doch eine Garantie gibt es dafür nicht. Denn es hat in der Vergangenheit zu allen Zeiten schärfere Einbrüche sowie überaus starke Anstiege gegeben. Der Durchschnitt ist meiner Erfahrung nach eher die Abweichung von der Realität. Weil sich der Mittelwert aus vielen unterschiedlichen Szenarien zusammensetzt, von denen aber kein einziges genau mit diesem Mittelwert übereinstimmt. Eine einzelne exakte Übereinstimmung wäre die absolute Ausnahme und allenfalls zufallsbedingt.

Dem Zufall wiederum wird an der Börse die größte Unwägbarkeit zugeschrieben. Um diesen einzufangen oder möglichst beherrschbar zu machen, werden die unterschiedlichsten Verfahren, insbesondere Risikomanagementsysteme, eingesetzt. Der Zugang und der Einsatz dieser umfangreichen und mitunter sehr kniffligen Systeme sind in der Regel institutionellen Anlegern und ihren Beratern vorbehalten. Ein Privatanleger, der es an der Börse mit solch mächtigen Gegenspielern zu tun hat, die über einen permanenten Wissens- und Technik-Vorsprung verfügen, ist da klar im Nachteil.

Studien haben über längere Zeiträume wiederholt gezeigt, dass die wenigsten Privatanleger mit den Märkten auf Dauer Schritt halten bzw. diese überhaupt schlagen. Dies mag zum einen an einer nicht systematisierten Vorgehensweise und wohl auch an einem in vielen Fällen vorhandenen, aber durchaus behebbaren Erfahrungsdefizit liegen. Auf der anderen Seite hat aber auch der Privatanleger Vorteile, um den ihn die Profis beneiden. Denn der Privatanleger ist nur sich selbst Rechenschaft schuldig, während professionelle Geldmanager kontinuierlich im Wettbewerb stehen und es nur die wenigsten schaffen, ihren jeweils vorgegebenen Benchmark-Index zu schlagen. Auch das ist durch zahlreiche Studien über Jahre hinweg belegt.

Das Wechselspiel von Konjunktur und Aktienmärkten
Was können Sie nun tun, damit 2024 ein erfolgreiches Aktienjahr für Sie wird? Wie genau der Verlauf sein wird, ist immer erst im Nachhinein klar. Aber es gibt unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten, die herangezogen werden können und die helfen, sich entsprechend zu positionieren. Da ist beispielsweise die lahmende Konjunktur in Deutschland und das selbst in den USA rückläufige Wirtschaftswachstum. In einem von schwacher Nachfrage und rückläufiger Inflation geprägten Umfeld haben es konjunkturunabhängige Unternehmen zunächst leichter, als die zyklischen Werte. Insbesondere dann, wenn der Zinsgipfel zurückliegt und die Aussicht auf weitere Lockerungen in der Geldpolitik besteht. Während die Kurse von Finanzunternehmen (Banken, Versicherung oder auch Finanzservice-Unternehmen) bereits steigen, geben die Aktien von zyklischen Unternehmen (etwa Chemie- und Rohstoffunternehmen) teilweise noch nach. Gerade fallende Rohstoffpreise, etwa für Energie oder Metalle, führen im weiteren Verlauf zu einer Entlastung bei den meisten Unternehmen und Verbrauchern. So etwas wirkt auf die Gesamtwirtschaft stimulierend. Für die Rohstoffproduzenten hat es aber zunächst den Nachteil rückläufiger Umsätze und Gewinne. Was wiederum bei diesen mit entsprechend niedrigen Aktienkurs-Notierungen einhergeht. Sobald die konjunkturelle Talsohle erreicht ist, werden sich auch die zyklischen Werte wieder erheben. Sie werden als Anleger in diesem Jahr gute Ergebnisse erzielen, wenn Sie sich bei der Aktienauswahl zunächst auf Finanzwerte und auch auf Unternehmen aus der Hochtechnologie konzentrieren. Das Jahr ist noch jung und es wird wichtig sein, den Zeitpunkt abzupassen, wenn sich auch die zyklischen Werte wieder erheben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, gleich welcher Strategie Sie folgen, dass Sie in 2024 an der Börse gute Ergebnisse erzielen.

Über den Autor:
Hartmut Jaensch ist geschäftsführender Gesellschafter von prediqma – Institut für Börsenstrategie GmbH, Buchautor, Vizepräsident des bdvb – Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte sowie Sprecher des bdvb-Fachausschuss Finanzmärkte. Seine Erkenntnisse aus über 35 Jahren Forschung mit Daten aus mehr als 100 Börsenjahren legt der Entwickler des Online-Programms „prediqma“ in seinem Buch „Börsen-Phasen entschlüsseln.“ (WILEY-Verlag) offen. Die Zuverlässigkeit ist in der Praxis, unter anderem, auch durch seit mehreren Jahren in Fachzeitschriften geführte Musterdepots belegt. (www.hartmutjaensch.com)

Newsletter vom 31. Januar 2024

Hartmut Jaensch – Geschäftsführer
prediqma

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