SOS Deutschland: Von Mimosen, Trump und Allzeithochs

Carsten Brömstrup

Was soll man da noch zu sagen: Deutschlands Wirtschaft sendet SOS und der Dax steht kurz vor dem nachhaltigen Ausbruch über die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten. Die Kursziele, die eigentlich erst Ende des Jahres erreicht werden sollten, purzeln teilweise schon jetzt. Ergo sehen sich einige Analysten genötigt und gedrängt, ihre Kursziele für den Dax gen 18.000 Punkte und darüber zu erhöhen. Dies erscheint auf den ersten Blick überraschend, denn Volkswirte erwarten inzwischen nur noch eine Stagnation im ersten Quartal 2024 für Deutschland. Im Januar waren sie noch von einem BIP-Anstieg um 0,1 Prozent ausgegangen. Die Dax 40-Unternehmen können mit ihrem Geschäft ins Ausland flüchten, darum steht der Dax bei 17.000 Punkten. Kapital ist flüchtig und liquide. Nur der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und damit auch früher oder später die Mehrzahl der Arbeitnehmer, wird die Zeche zahlen.

Die Sorgen um das wirtschaftliche Prestige Deutschlands wachsen immer mehr. Nicht erst seit dem Wochenende, an dem Bloomberg die „Tage Deutschlands als industrielle Supermacht als gezählt“ ansieht, ist uns klar, dass hier etwas passieren muss. Bereits am 17.08.2023 stellte der Economist die Frage, ob Deutschland wieder der „kranke Mann Europas“ ist. Die Antwort wird immer klarer: „Ja“. Die im Ausland inzwischen als konfus und wankelmütig wahrgenommene deutsche Politik tut Vieles, um diesen Eindruck zu bestätigen. Man streitet sich, spricht von Mimosen und Hasenfüßigkeit oder Schuhgrößen, die mindestens zwei Nummern zu groß sind. Eieiei, wie will man so einem möglichen, unberechenbaren US-Präsidenten Trump entgegentreten? Ich bin Börsianer durch und durch und im Grundsatz Optimist, darum empfinde ich nahezu Schmerzen dabei, dieses zu schreiben und erinnere an den legendären Wahlspruch Bill Clintons 1992: „It´s the economy, stupid!“ („Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!“).

Da die Geo- und Tagespolitik also wenig hilft, muss mal wieder die Notenbank- und Geldpolitik ran. An der Börse gelten grundsätzlich zwei Thesen:

1) Politische Börsen haben kurze Beine und
2) „Stelle Dich niemals gegen die Notenbanken!“ („Never fight the FED“)

Da die Inflation immer mehr nach Normalität ausschaut, können sich die Notenbanken in den nächsten Monaten auch wieder vermehrt der wachstumsfördernden Politik zuwenden. Allein der Ausblick auf fallende Zinsen verhindert derzeit, dass sich Portfoliomanager gegen den Kapitalmarkt (Aktien- und Rentenmarkt) stellen. Die Gefahr nicht beim haussierenden Börsenzug dabei zu sein, ist groß („fear of missing out“). Und fallen die (Festgeld-) Zinsen erst einmal, dann kommt der Liquiditätszug erst so richtig in Schwung. Den Rest, was Gewinneffizienz anbelangt, besorgt dann „KI“. Will sagen: Es sieht gut aus für die großen Unternehmen in den Börsenindizes. Bei sonnigen Aussichten könnte der Dax Ende 2024 sogar bei 19.000 Punkten stehen. Es ist wie so oft an der Börse: Das Beste kommt zum Schluss. Und wenn es noch nicht das Beste ist, dann ist es auch noch nicht der Schluss.


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Newsletter vom 14. Februar 2024

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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