„Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht“

…, sagte einmal der französische Dramatiker Eugène Ionesco. Sein Zitat passt gut zur Börsenstimmung, die langjährige Anleger derzeit oft mit einem ungläubigen Kopfschütteln zurück lässt. Am Dienstagmittag setzte ein breiter Kursrutsch am deutschen Markt ein, wobei im Leitindex – ohne sichtbare Bremsspuren – auch die als sicher geglaubte Marke von 15.000 Punkten fiel, die Ende März euphorisch erobert wurde. Zwischen 2,5 und 3,4 Prozent im Minus beendeten die DAX-Indizes den Tag. Auf europäischer Ebene war es mit 1,9 Prozent Rückgang etwas moderater und in der gleichen Dimension ging es an der US-Technologiebörse NASDAQ abwärts, während der industrielastige Dow Jones fast unverändert schloss. Rebound also nicht ausgeschlossen. Als Ursache wird – mal wieder – die Angst vor steigenden Zinsen genannt, diesmal als Deutung eines Ausspruchs der ehemaligen Fed-Chefin und aktuellen US-Wirtschaftsministerin Janet Yellen. Ein Wort, das besonderes Gewicht hat.

Doch nun von der Volkswirtschaft zur Betriebswirtschaft: Ein Blick in unsere Wochenvorschau zeigt, dass neben zahlreichen Hauptversammlungen auch die Berichtssaison auf Hochtouren läuft. Bis zu diesem Wochenende legen rund ein Drittel der DAX-Unternehmen ihre Quartalszahlen vor: Den Auftakt machte heute früh die Deutsche Post; am Donnerstag folgen Daten für Continental, Fresenius, HeidelbergCement, Henkel, Linde, Münchener Rück und Volkswagen bevor am Freitag die Zahlen von Adidas, BMW und Siemens kommen. Das Vorjahresquartal zu schlagen ist hierbei meist nur die Pflicht und die Analystenerwartungen zu übertreffen gilt als Kür. Wenn dann noch der Ausblick positiv ausfällt, ist das Sahnehäubchen erreicht. Ob dies auch vom Börsenkurs goutiert wird oder dieser eine absurde Reaktion zeigt, ist derzeit ungewiss.

Zum Newsletter anmelden

Newsletter vom 28. April 2021

Ihr Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow