Dauerbrenner US-Ökonomie?

Carsten Mumm

Im Laufe des Jahres 2023 hat die Wachstumsdynamik der US-Volkswirtschaft immer wieder positiv überrascht, obwohl das globale Wachstum mit voraussichtlich gut 3 Prozent im historischen Kontext eher schwach ausgefallen ist. Im Vergleich zu vielen europäischen Staaten, von denen einige im letzten Jahr die Erwartungen enttäuscht haben, profitierten Unternehmen in den USA von einem starken Fokus auf den privaten Konsum. Dieser wurde durch Ersparnisse vieler Menschen aus der Coronazeit sowie ein anhaltend hohes Beschäftigungsniveau – für Januar überraschte der Arbeitsmarktbericht erneut positiv – und damit zusammenhängend deutlich steigende Löhne aufrecht gehalten.

Die robuste konjunkturelle Entwicklung ließ zuletzt jedoch auch die Inflation weniger stark sinken als in der Eurozone. Im Januar gab der Verbraucherpreisanstieg mit einem Wert von 3,1 Prozent zwar leicht nach. Die Kernrate der Inflation – ohne die schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Nahrungsmittel – verharrte jedoch mit 3,9 Prozent anhaltend auf deutlich erhöhtem Niveau. Die Erzeugerpreise stiegen mit 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat stärker als erwartet und verdeutlichen den bestehenden Preisdruck.

Die in der letzten Woche veröffentlichten konjunkturellen Frühindikatoren, der Philly Fed Herstellungsindex sowie das von der Uni Michigan berechnete Verbrauchervertrauen konnten zulegen und ließen noch nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Konjunktureintrübung schließen. Im Laufe der kommenden Monate dürfte sich allerdings eine zumindest leichte wirtschaftliche Abkühlung einstellen, denn die auch in den USA deutlich gestiegenen Zinsen bremsen zunehmend den kreditfinanzierten Teil des Konsums aus und machen sich bei Unternehmen und Bauvorhaben als Kostenfaktor immer stärker bemerkbar. Besonders im Segment der gewerblichen Immobilienfinanzierungen gibt es immer wieder Anzeichen für Probleme einzelner Banken.

Der Datenreigen ist nicht zu unterschätzen, denn eines der Kernargumente für die seit Wochen anhaltende Aktienmarktrallye ist die Erwartung zeitnah sinkender US-Leitzinsen. Sollte diese durch eine anhaltend dynamische Konjunktur sowie einen geringer als erwartet nachgebenden Inflationsdruck enttäuscht werden, könnte die Luft für weitere Kursgewinne kurzfristig dünner werden. Anleger sollten in den kommenden Monaten daher besonders die jeweils aktuellen volkswirtschaftlichen Daten aus den USA im Blick behalten.

Newsletter vom 21. Februar 2024

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

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