Donald the Dealmaker
Mitte letzter Woche schien der gelöste Knoten im USA-EU-Handelsdeal die Börse fast kalt zu lassen. „Alles eingepreist“, war eine beliebte Erklärung. Doch am Freitag dominierte die Farbe rot: Nach schmalen 0,7 Prozent Kursplus über den gesamten Monat Juli rutschte der DAX am ersten Handelstag im August bis auf 23.380 Punkte und am Ende satte 2,7 Prozent ins Minus – befeuert von Zweifeln an der Verbindlichkeit des Abkommens, aber auch von den schwachen US-Börsen.
Dort galten die schlechten Arbeitsmarktdaten als negativer Treiber, wobei zusätzlich die Zahl der zwischen Mai und Juni neu geschaffenen Stellen nach unten revidiert werden musste. US-Präsident Trump witterte hier Manipulation und feuerte im Autokraten-Stil die Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik. Vollbeschäftigung zählt neben Geldwertstabilität zu den dualen Zielen der US-Notenbank. Nachdem diese letzten Mittwoch erneut keine Zinssenkung beschlossen hatte (erstmals seit 1993 fielt die Entscheidung mit zwei Gegenstimmen), wurde die Ablösung beziehungsweise Nachfolge von Jerome Powell wieder zum politischen Top-Thema erklärt. Ob die Kostenüberschreitung für den Umbau der Notenbank als Entlassungsgrund ausreicht wird bezweifelt. Aber für das im Mai 2026 auslaufende Mandat sucht Trump schon jetzt aktiv und laut nach für ihn geeigneten Kandidaten – Ende dieser Woche soll die Entscheidung stehen und könnte Powell zur „Lame Duck“ machen.
Was klar wird: Die Entscheidungen des US-Präsidenten sind persönlich. Im wortwörtlichen Sinne. 39 Prozent Handelszölle für die Schweiz oder 50 Prozent für Brasilien? Investitionszusagen aus der EU oder aus Südkorea als Geschenke und zur freien Verfügung? Die Selbstinszenierung als Dealmaker läuft. Und alle scheinen sich damit zu arrangieren. Auch der DAX: Die 24.000 Punkte waren gestern und heute früh wieder fast erreicht. Gute Unternehmenszahlen oder erwartete Zinssenkungen im September – die Börse sucht sich ihre Gründe. Auch hier werden jeden Tag Deals gemacht.


Newsletter vom 6. August 2025
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
