Geopolitischer Risikoaufschlag

Am Freitag führte die für viele unerwartet Eskalation im Nahost-Konflikt zwischen Israel und Iran zu unmittelbaren Marktreaktionen, die praktisch nach Drehbuch verliefen: Der Ölpreis stieg um bis zu 12 Prozent an, denn im Krisengebiet am Golf liegt die Straße von Hormus, durch die gut ein Fünftel des weltweiten Produktion von Rohöl und Flüssiggas transportiert wird. Das Gold legte den dritten Tag in Folge um rund 1 Prozent zu und notierte damit wieder um sein Rekordhoch von vor acht Wochen. Und der DAX eröffnete 1,3 Prozent (320 Punkte) unter den Schluss vom Donnerstag. Fluggesellschaften, Reiseanbieter und energieintensive Industriewerte litten besonders.

Doch der Montag überraschte trotz massiver gegenseitiger Raketenangriffe am Wochenende zwischen Iran und Israel mit relativ entspannten Börsen in USA und Europa, denn Gerüchte über eine Verhandlungslösung ließen Hoffnung aufkommen. Der DAX legte wieder 0,8 Prozent zu und auch der Gold normalisierte sich auf seinem ohnehin hohe Niveau. Inzwischen wird die Lage wieder ernster betrachtet, weil ein Eingreifen der USA mit bunkerbrechenden Waffensystemen zum Auslöschen des Iranischen Atomprogramms nicht mehr ausgeschlossen wird. Beim Ölpreis zeigt sich die Anspannung weiter deutlich und auch die Volatilitätsindizes springen an.

Die geopolitischen Konflikte in verschiedenen Regionen halten die Börsen also weiter in Atem. Während Notenbanksitzungen vor gar nicht allzu langer Zeit noch unter besonderer Beobachtung der Marktteilnehmer standen, geht man bei den Beschlüssen der FED-Sitzung heute Abend – bei praktisch unveränderter Inflationsrate – „zu 99,9 Prozent“ von einem unveränderten US-Leitzins aus. Das dürfte dem amtierenden US-Präsidenten wieder nicht gefallen, aber Notenbankpräsident Powell scheint sich in seiner verbleibenden Amtszeit weiter nicht instrumentalisieren zu lassen.

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Newsletter vom 18. Juni 2025

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow