Keine Prognose ohne den Faktor „Trump“

Carsten Mumm

Die Politik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump kann man zumindest als unkonventionell bezeichnen. Das muss nicht schlecht sein, denn neue Wege könnten bisher nicht vorhandene Lösungsansätze für einzelne Herausforderungen ergeben.

Allerdings kommt es auf die Art und Weise an. Eine wesentliche Nebenwirkung des neuen politischen, teils erratischen und schwer kalkulierbaren Stils in den USA ist die enorm gestiegene Unsicherheit. Damit reduziert sich die Planungssicherheit von Unternehmen und Analysten. Viele Prognosen zu künftigen Umsatz- und Gewinnentwicklungen oder zu volkswirtschaftlichen und Kapitalmarktperspektiven stehen heute unter dem Vorbehalt möglicher politischer Kehrtwenden aus den USA. Die Verunsicherung rüttelt sogar an einigen jahrzehntealten Grundfesten der Kapitalmärkte. Es geht um die Frage, ob die USA auch künftig der Stabilitätsanker der Weltwirtschaft und der internationalen Börsen sein werden.

Der Dollar wertete während der zollpolitisch induzierten Kursturbulenzen Anfang April deutlich ab. Bisher fungierte die US-Währung in Krisenzeiten als „sicherer Hafen“ der Kapitalanlage und legte zumeist zu. In diesem Fall suchten Anleger aber Sicherheit in anderen Krisenwährungen, wie bspw. Gold. Für eine Schwächung des Dollars und steigende Edelmetallnotierungen sorgte zuletzt auch die Zustimmung des Repräsentantenhauses zu den von Trump initiierten Steuersenkungen, deren Folge eine weitere Ausweitung der Staatsschulden sein werden. Zudem senkte die Rating-Agentur Moody`s die Bonitätseinschätzung der USA. Entsprechend stiegen Renditen für US-Staatsanleihen an und verteuern den Schuldendienst zusätzlich.

Die Umschichtung internationalen Anlagekapitals aus den USA zeigt sich auch an außergewöhnlichen Entwicklungen an den Aktienbörsen. Während der deutsche Aktienindex DAX mit knapp 20 Prozent Kursplus im bisherigen Jahresverlauf nahe seines Allzeithochs notiert, liegen US-Aktien des S&P 500 im Minus. Dabei spielt sicher auch ein zuversichtlicherer Blick auf Europa eine Rolle. Und es ist nicht sicher, ob diese außergewöhnliche Diskrepanz anhält, denn für US-Aktien werden immer noch höhere Gewinnzuwächse erwartet. Allerdings wäre eine wichtige Voraussetzung für eine wieder zunehmende Attraktivität des amerikanischen Kapitalmarkts eine höhere Berechenbarkeit vonseiten der US-Regierung.

Newsletter vom 28. Mai 2025

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

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