Shutdown in den USA: Was sind die möglichen Folgen?

Martin Schilling

Seit dem 1. Oktober 2025 befinden sich die USA im sogenanntem Shutdown. Nicht als „essentiell“ eingestufte Regierungsangestellte wurden beurlaubt und erhalten erst dann wieder Geld, wenn der Kongress die Mittel bewilligt und der Shutdown endet. Was bedeutet diese Situation für die USA und die Kapitalmärkte?

Der aktuelle Government Shutdown markiert bereits den 15. derartigen Stillstand seit 1981. Anders als bei früheren Episoden stehen diesmal nicht nur haushaltspolitische Differenzen im Mittelpunkt, sondern auch strukturelle Reformen des Regierungsapparats und die Zukunft der Gesundheitsversorgung für Millionen Amerikaner. Die Kapitalmärkte haben Government Shutdowns traditionell mit bemerkenswerter Gelassenheit aufgenommen. Eine Analyse der Stillstände seit 1990 zeigt ein überraschendes Muster: In den meisten Fällen verzeichnete der S&P 500 Index während des Shutdowns positive Renditen. Diese auf den ersten Blick verwunderliche Entwicklung erklärt sich durch mehrere Faktoren: Erstens verstehen Marktteilnehmer mittlerweile, dass Shutdowns nur vorübergehende politische Dramen sind, die keinen nachhaltigen Einfluss auf die Unternehmensgewinne haben. Zweitens haben sich die Märkte an die wiederkehrende Natur dieser Krisen gewöhnt.

Die aktuelle Marktentwicklung bestätigt einerseits diese historische Erfahrung, dass amerikanische Märkte und Wirtschaft solche Government Shutdowns meist glimpflich überstehen. Die Wahrscheinlichkeit einer raschen Einigung ist hoch, und langfristig haben Shutdowns die Märkte selten nachhaltig geschädigt. Für Investoren mit einem längeren Anlagehorizont bietet die Geschichte daher Grund zum Optimismus. Andererseits weist dieser Shutdown neue Charakteristika auf, von den angedrohten permanenten Stellenstreichungen bis zu den strukturellen Reformen des Regierungsapparats; diese gehen über traditionelle Haushaltskämpfe weit hinaus. Die Kombination aus schwächelndem Arbeitsmarkt, steigender Inflation und nun auch noch ausfallenden Wirtschaftsdaten schafft ein komplexeres Umfeld für die US-Notenbank und die Kapitalmärkte.

Letztendlich unterstreicht die aktuelle Entwicklung, dass eine Konfrontation in der Haushaltspolitik zwischen den politischen Parteien immer häufiger zu einem Normalfall in der amerikanischen Politik wird. Was früher eine Ausnahme war, nämlich die absichtliche Inkaufnahme eines finanziellen oder haushaltspolitischen Desasters, ist inzwischen zur Routine geworden. Für internationale Investoren und Partner ist dies ein Signal, dass das politische System der USA zunehmend dysfunktional wird – eine Entwicklung, die langfristig durchaus Auswirkungen auf die globale Rolle der US-Politik und auf die Attraktivität amerikanischer Assets haben könnte. Die unmittelbaren Marktrisiken mögen begrenzt sein, doch die strukturellen Herausforderungen für die amerikanische Demokratie und ihre internationale Glaubwürdigkeit werden mit jedem Shutdown größer.

Newsletter vom 15. Oktober 2025

Martin Schilling – Leiter Geschäftsstelle Private Banking Hannover
M.M. Warburg & CO

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