Sind die Aktien nun billig oder teuer?

Bei dieser Frage scheiden sich nicht etwa die Geister, aber die Meinungen der Experten. Die einen schätzen das Bewertungsniveau bereits als historisch hoch ein, andere dagegen sehen trotz historischer Höchststände bei DAX & Co. noch günstige Einstiegschancen. Beim DAX lag das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis in den vergangenen 30 Jahren bei 19 (aktuell 19,1), beim Dow Jones in den letzten 36 Jahren bei immerhin 25 (aktuell 28,1). Daraus könnte man jetzt voreilig den Rückschluss ziehen, dass ein Über- oder Unterschreiten dieser Durchschnittswerte auf eine hohe bzw. günstige Bewertung hindeuten. Wobei zu beachten ist, dass ein KGV-Niveau immer branchenspezifisch als hoch oder niedrig gilt und der Zuwachs von Technologieaktien in den Leitindizes den historischen Durchschnitt verschiebt.

Die PEG-Ratio kann hier Abhilfe schaffen, setzt sie doch das KGV ins Verhältnis zum erwarteten Gewinnwachstum der Folgejahre. Dabei gilt als fair bewertet, wer eine Wachstumsrate in Höhe des KGV vorweisen kann, die PEG liegt dann bei 1. Somit gelten PEGs unter 1 als attraktiv, über 1 signalisieren sie eine Überbewertung. Was bedeutet das nun für DAX & Co.? Je höher die Kurse steigen und mit ihnen das KGV, desto stärker muss auch das prozentuale Gewinnwachstum der Unternehmen ausfallen. Bei einem KGV des Marktes von 20 müssen somit auch die Gewinne in den folgenden 3 bis 5 Jahren um 20 Prozent p.a. steigen, das heißt sie müssen sich innerhalb von 4 Jahren verdoppeln! Ist das realistisch, trotz Nachholeffekten, niedriger Zinsen und Liquiditätsschwemme? In dem Moment, wo das Gewinnwachstum nicht mehr Schritt halten kann, ist die Kurskorrektur am Markt nicht mehr fern. So einfach ist das Spiel an der Börse – zumindest in der Theorie!

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Newsletter vom 14. Juli 2021

Ihr Martin Braun, Börse Hannover