Voller Optimismus ins neue Jahr

Joachim Brandmaier

In diesem Jahr wird es in vielerlei Hinsicht spannend: nicht nur für Sportfans, denen hierzulande eine Handball- sowie eine Fußball-Europameisterschaft geboten wird, oder für Politikinteressierte angesichts der Wahl des US-Präsidenten und der Europawahl – sondern auch für uns Börsianer. Denn in den kommenden Monaten dürfte es erste Zinssenkungsschritte der US-Notenbank FED geben. Drei mögliche Senkungen bis zum Jahresende haben die Währungshüter in den Raum gestellt, manch institutioneller Anleger geht sogar von sechs Schritten aus. Wie auch immer es genau kommt, einig sind sich die Marktbeobachter, dass die Inflation weitestgehend im Griff und der Zinsgipfel auch in Europa erreicht ist. Ein positives Zeichen für mich, da tiefere Zinsen die Attraktivität anderer Anlageklassen verringern und diese damit als Alternative zur Börse an Gewicht verlieren.

Natürlich können bereits kleinere Überraschungen an der Zins- oder Inflationsfront auch durchaus Enttäuschungspotenzial bergen. Selbst gute Wirtschaftsdaten werden von den Börsianern teilweise negativ aufgenommen, weil dann vielleicht die Zinsen nicht so stark fallen wie erhofft. Zudem wurde die Rallye 2023 besonders von den Tech-Werten befeuert (sie machen im S&P 500 jetzt fast 30 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung aus), ob diese daran anknüpfen können? Letzteres erscheint gut möglich, schließlich erwarten Experten gerade von den Tech-Unternehmen deutlich steigende Gewinne. Aber auch insgesamt sind in meinen Augen die Perspektiven aussichtsreich: Die Konzerne im marktbreiten S&P 500 dürften im Schnitt elf Prozent mehr verdienen als im vergangenen Jahr, europäische Firmen derweil rund sechs Prozent. Neben den wachsenden Gewinnen fördern die Unternehmen auch selbst die Nachfrage: Allein die 500 größten US-Konzerne planen für dieses Jahr Aktienrückkäufe in Höhe von rekordverdächtigen 800 Milliarden Dollar!

Darüber hinaus findet am 5. November die Präsidentschaftswahl in den USA statt – und Wahljahre gelten traditionell als erfolgreiche Börsenjahre. Sieben Prozent im Jahr legte die amerikanische Börse seit 1950 zu, wenn im November gewählt wurde. Allerdings sollte auch eingepreist werden, dass ein gewisser Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren könnte, was für den andauernden Handelskonflikt zwischen den USA und China weiteres Eskalationspotenzial liefern könnte. Kurz gesagt: Politischen Beobachtern wie auch Börsianern dürfte in diesem Jahr kaum langweilig werden.

Bekanntermaßen sind Prognosen immer schwierig – insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen. Im Gegensatz zu vielen Analysten halte ich mich daher mit konkreten Schätzungen zurück, wo DAX und Dow Jones am Ende des Jahres stehen könnten. Angesichts der Rahmenbedingungen – sinkende Zinsen, rückläufige Inflation, wachsende Gewinne und die US-Wahl – spricht jedoch vieles für steigende Kurse. Und als Daueroptimist sehe ich am Aktienmarkt ohnehin vor allem die langfristigen Chancen – ganz gleich, wie dieses eine Jahr verlaufen wird!

Newsletter vom 10. Januar 2024

Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“

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